Osteopathie und Yoga möchten gerne als ganzheitliche Systeme verstanden werden. Ganzheitliche Systeme zeichnen sich dadurch aus, dass ihre einzelnen Komponenten in Wechselwirkung stehen. Ähnlich wie die Zahnräder eines Uhrwerks, setzt man ein Zahnrad in Bewegung, bewegen sich auch die anderen Zahnräder.
In diesem Artikel möchte ich gerne einen Überblick über das „Zahnrad“ Nervensystem geben, und welche Rolle es aus meiner Sicht im Yoga und in der Osteopathie einnimmt.
Die Funktion des Nervensystems in unserem Körper
Das Nervensystem ist eines der großen Kommunikationssysteme in unserem Körper.
Über sensorische Nerven werden Impulse über unsere Sinnesorgane aufgenommen und an unser zentrales Nervensystem weitergeleitet.
Die motorische Nervenbahnen hingegen gehen von unserem zentralen Nervensystem aus und befähigen zum Beispiel unsere Muskeln zur Kontraktion und damit zur Bewegung.
Auch gibt es noch das autonome Nervensystem in Gestalt des sympathischen und parasympathischen Nervensystems, welches scheinbar nicht willkürlich beeinflusst werden kann. Durch diese beiden Systeme werden viele wichtige Abläufe im Körper gesteuert. Welchen Blick kann man nun aber aus der Osteopathie und dem Yoga auf unser Nervensystem werfen?
Das Nervensystem aus dem Blickwinkel der Osteopathie
Das Nervensystem kann man sich auch wie einen leistungsstarken, hochauflösenden Scanner vorstellen. Es scannt zu jedem Zeitpunkt verschiedenste Körperareale und gibt Informationen an diese Körperareale weiter oder nimmt sie von dort auf.
Nun ist es so, dass durch verschiedene Dysfunktionen aber auch durch unsere heutige Lebensweise mit vielem Sitzen und Bewegungsmangel die Funktion dieses Scanners deutlich eingeschränkt ist.
Wenn zum Beispiel eine bestimmte Bewegung in einem bestimmten Gelenkwinkel nicht mehr durchgeführt wird, lässt hier auch die Fähigkeit nach, das Gelenk feinmotorisch genau zu steuern. Durch fehlende Feinmotorik können sich dann Gelenkfehlhaltungen und damit langfristig Gelenkschäden oder auch Irritationen an Nerven entwickeln.
In der Osteopathie such man nun in der Diagnose nach Gelenkfehlstellungen und nach deren Ursache. So verlassen beispielsweise viele periphere Nerven für die oberen Extremitäten die Halswirbelsäule. Sind nun an der Halswirbelsäule einzelne Wirbel nicht an ihrer korrekten Position, kann das auch die entsprechenden Nerven beeinträchtigen.
In der osteopathischen Behandlung wird nun wieder ein osteopathisches Prinzip sichtbar, nämlich das Prinzip „Der menschliche Körper funktioniert als Einheit“.
So können Schmerzen am Handgelenk ihre Ursache in einem fehlgestellten Wirbel an der Halswirbelsäule haben. Durch verschiedene Tests kann der Therapeut der Ursache auf die Schliche kommen und so effektive Techniken anwenden, die dem Patienten nicht nur kurzfristig sondern auch langfristig nutzen.
Auch kann die neuronale Aktivität in vernachlässigten Körperarealen wieder erhöht werden. Werden passiv bestimmte Bewegungen in Gelenkwinkel ausgeführt, die zuvor gar nicht mehr im „Alltagsrepertoire“ vorhanden waren, kann hier mit gesteigerter neuronale Aktivität auch wieder eine bessere Feinmotorik hergestellt werden.
Um die neuronale Aktivität und auch die verbesserte Feinmotorik langfristig im Körper zu gewähren, leisten zum Beispiel die Körperübungen (Asanas) aus dem Yoga einen wichtigen Beitrag.
Das Nervensystem aus dem Blickwinkel des Yoga
Das Nervensystem spielt im Yoga eine überragende Rolle. Einen Teil dieser Rolle möchte ich gerne in den zwei folgenden Abschnitten kurz ansprechen:
„Alles, worauf Aufmerksamkeit fällt, verändert sich“
Im Abschnitt zuvor haben wir über Körperareale mit geringer neuraler Aktivität gesprochen. In den Yoga Asanas arbeitet man teilweise mit bestimmten Anweisungen für dein eigenen Geist, um das Bewusstsein auf bestimmte Bereiche zu lenken.
Beispielsweise kann ich in der Asana Trikonasana (Dreieck) meine Aufmerksamkeit bewusst auf die Außenkante des Fußes meines hinteren Beines lenken. Allein dadurch schaffe ich bereits mehr neurale Aktivität und damit verbessert sich die Sensorik und Feinmotorik. Durch die verbesserte Propriozeption des Fußes kann sich auch insgesamt ein besseres Haltungsbild entwickeln.
Tiefe Atmung, klarer Geist
Ein anderer wichtiger Aspekt, den ich durch dessen Komplexität hier nur oberflächlich anschneiden kann, ist die Wirkung der Atmung auf unser Nervensystem.
Die Atmung wird im Yoga auch als Schlüssel bezeichnet. So gibt es verschiedenste Atemtechniken um unterschiedliche Bewusstseinszustände herbei zu führen.
So kann vereinfacht gesagt eine verstärkte Ausatmung zur Erhöhung des Parasympatikus beitragen. Der Parasympatikus spielt eine wichtige Rolle bei der Regeneration, Heilung und Verdauung des Körpers.
Bei vielen Störungen des Körpers ist eine Vorausetzung zur Heilung ein funktionierender Parasympatikus. Mit bestimmten Übungen und der Kombination von Bewegung und Atmung kann jeder selbst die Regeneration seines Körpers und auch seines Geistes beeinflussen.
Wenn Interesse besteht, wir vom Team der Praxis für Integrative Naturheilkunde stehen Ihnen hier gerne mit Tipps zu bestimmten Übungen oder auch einer individuellen Yoga Praxis zur Seite!