Manuelle Therapie – Was steckt dahinter?

Wenn wir von manueller Therapie sprechen, geht es um spezielle Techniken, die mit den Händen ausgeführt werden, um Schmerzen zu lindern und Beweglichkeit zu verbessern. Dazu gehören sanfte Mobilisationen oder gezielte Manipulationen an der Wirbelsäule oder den Gelenken. Diese Therapie kann auf verschiedene Körperstrukturen wirken – zum Beispiel auf Gelenke, Muskeln, Bindegewebe oder das Nervensystem.

Früher dachte man, dass manuelle Therapie biomechanische Probleme wie Gelenkfehlstellungen oder sogenannte „Verschiebungen“ der Wirbelsäule korrigieren könnte. Diese Annahmen sind heute weitgehend überholt. Tatsächlich kann man mit manuellen Techniken keine Wirbel „zurück in die richtige Position“ bringen oder Verklebungen im Gewebe „lösen“. Dennoch berichten viele Patienten nach der Behandlung über weniger Schmerzen, verbesserte Beweglichkeit und eine allgemein bessere Funktion des Körpers.

Aber warum funktioniert sie dann?

Wissenschaftler wie Bialosky et al. (2009, 2017) haben verschiedene Erklärungen dafür gefunden. Sie gehen davon aus, dass die manuelle Therapie nicht durch mechanische Veränderungen wirkt, sondern vor allem das Nervensystem beeinflusst. Hier sind einige der möglichen Mechanismen:

  1. Schmerzlinderung durch das Nervensystem
    • Die Behandlung kann das Schmerzempfinden beeinflussen, indem sie die Weiterleitung von Schmerzsignalen im Rückenmark hemmt.
    • Bestimmte Gehirnbereiche, wie das periaquäduktale Grau, spielen dabei eine wichtige Rolle, da sie die Schmerzverarbeitung steuern.
  2. Veränderung von Botenstoffen im Körper
    • Studien zeigen, dass nach einer manuellen Therapie der Spiegel von körpereigenen Substanzen wie Beta-Endorphinen, Serotonin und endogenen Cannabinoiden ansteigt. Diese Stoffe tragen zur Schmerzlinderung bei und fördern das Wohlbefinden.
  3. Aktivierung des sympathischen Nervensystems
    • Die manuelle Therapie kann zu einer kurzfristigen Aktivierung dieses Systems führen, was den Körper anregt und eine entspannende Wirkung haben kann.
  4. Psychologische Effekte
    • Erwartungshaltung, Vertrauen in den Therapeuten und Placebo-Effekte können ebenfalls eine wichtige Rolle spielen.

Fazit

Die manuelle Therapie hat nach aktuellem Forschungsstand weniger mit mechanischen Korrekturen zu tun, sondern vielmehr mit der Beeinflussung des Nervensystems. Deshalb kann sie Schmerzen lindern und die Beweglichkeit verbessern, auch wenn keine „Verschiebungen“ oder „Blockaden“ im klassischen Sinne korrigiert werden.

Das Wichtigste, das man mitnehmen kann: Manuelle Therapie wirkt – aber anders, als viele früher dachten.